Freiburg stimmt für Martin Horn
Die Sensation ist gelungen! Der zunächst als Außenseiter gehandelte Sozialwissenschaftler Martin Horn hat auch den zweiten Wahlgang gewonnen und konnte seinen Vorsprung zu Amtsinhaber Salomon nochmals ausbauen. 44,2% der Wählerinnen und Wähler stimmten für Horn, der grüne Amtsinhaber Dieter Salomon wurde mit 30,7% der Stimmen abgewählt. Monika Stein konnte mit einem starken Ergebnis von 24,1% aufwarten. Martin Horn wird sein neues Amt am 01. Juli 2018 antreten. uniCROSS hatte die Kandidierenden im Wahlkampf unter die Lupe genommen: Wie stehen sie zum ÖPNV, zur Sperrstunde und zu wenig bezahlbarem Wohnraum? Alle Positionen auf dieser Seite zum Sehen, Hören und Lesen.
Und sie macht es doch!
Drei Kandidierende haben bei der OB-Wahl am 22.4.2018 gute Ergebnisse erzielt. Bei Monika Stein, die knapp ein Viertel der Stimmen holte, war mit Spannung erwartet worden, ob sie zu dem zweiten Wahlgang antritt. uniFM war bei der Pressekonferenz und hat das Statement der Kandidatin.
Das Ergebnis der ersten Wahlrunde hat hohe Wellen geschlagen! uniCROSS-Redakteur Maximilian Heß ordnet ein: Ein Kommentar.
Monika Stein – Die Vertreterin der Linken

Monika Stein, Haupt- und Werkrealschullehrerin, gehört der Grünen Alternative Freiburg an, wird aber von etlichen anderen Parteien unterstützt, darunter: Die Linke, Die Partei, Unabhängige Frauen, Linke Liste und Junges Freiburg. „15 Jahre Salomon sind mehr als genug!“ sagt Monika Stein und fühlt sich wegen ihrer langjährigen Erfahrung als Stadträtin auf keinen Fall als Außenseiterin.

Ihrer Meinung nach gibt es für junge Leute in Freiburg zu wenig Raum, um sich (sub)kulturell auszuleben. Gerade bei der Planung von neuen Stadtteilen sollten daher beispielsweise selbstverwaltete Räumlichkeiten und Freiraum zu Selbstverwirklichung geschaffen werden. Sperrstunden für Bars und Clubs lehnt Stein ab. Einer ihrer Kernpunkte ist die viel diskutierte Einführung eines kostenlosen ÖPNV. Das soll die Zahl der Autos in der Stadt senken und die Mobilität gerade für ärmere Menschen fördern. Auch die Möglichkeiten, mit dem Rad oder dem E-Bike durch die Stadt zu kommen, sollen nach Steins Willen ausgebaut werden.

Das Problem mit günstigem Wohnraum in Freiburg soll nicht nur durch Neubauten gelöst werden. Vorher sei es wichtig, bereits bestehenden preiswerten Wohnraum nicht abzureißen, und der 50%-Beschluss des Gemeinderates für geförderten Mietwohnungsbau sollte wirklich umgesetzt werden, fordert Stein.

Monika Stein führt ihren Wahlkampf auch aktiv auf Facebook, wo sie unter anderem die Antworten für den abgesagten Kandidat-O-Mat veröffentlich hat. Außerdem versucht sie, über Partys und Kneipenbesuche explizit die jüngere Wählerschicht anzusprechen. Monika Stein wird auf dem Wahlzettel ganz oben stehen.

„Eine Stadt für alle: kulturvoll, weltoffen, sozial und klimafreundlich“. Das ist der Slogan, mit dem Monika Stein für sich wirbt. Mit dem Fahrrad kam sie zum Interview und hat sich von ihrer klimafreundlichen Seite gezeigt. Die langjährige Stadträtin kennt Freiburg gut und ist für „ein Nachtleben, das sich auch Nachtleben nennen kann“. Ihrer Meinung nach sind „15 Jahre Salomon“ mehr als genug. Was sie am derzeitigen OB, Dieter Salomon, am besten findet und wie sie die Freiburger Innenstadt wieder für Studierende interessant machen möchte, das erfahrt ihr im Interview.

Name: Monika Stein

Alter: 48 Jahre alt

Wo aufgewachsen: Geboren in Freiburg, Kindheit in Oberbayern & Freiburg

Wohnort: Freiburg

Ausbildung: Lehramtsstudium an der PH-Freiburg

Beruf: Lehrerin

Parteizugehörigkeit/ Unterstützt von: Grüne Alternative Freiburg, Linke Liste – Solidarische Stadt, Unabhängige Frauen Freiburg, Junges Freiburg, DIE LINKE KV Freiburg, Die PARTEI OV Freiburg, Netzwerk Diem21

Martin Horn – Der Newcommer

Martin Horn, gebürtiger Pfälzer und mit 33 Jahren der jüngste Kandidat im Feld, tritt bei der Oberbürgermeisterwahl im April als unabhängiger Kandidat an – wird aber von der Freiburger SPD unterstützt. Daneben unterstützen auch prominente Mitglieder anderer Parteien seine Kandidatur: so zum Beispiel der Bundestagskandidat der Freiburger FDP, Dr. Adrian Hurrle, oder Horst Dieter Akermann, der langjähriges CDU Mitglied und Ehrenvorsitzender eines Bezirksverbandes in Freiburg ist. Horn studierte „European and World Politics“ und arbeitete zuletzt als Europa- und Entwicklungskoordinator der Stadt Sindelfingen – nach Freiburg kam er erst mit der Bekanntgabe seiner Kandidatur Anfang des Jahres. Gemeinsam mit einem Team aus ehrenamtlichen Helfern hatte Horn diese Kandidatur bereits drei Monate im Geheimen geplant, bevor er sie im Januar öffentlich machte. Im Wahlkampf legt Martin Horn besonders viel Wert auf seinen neuen Politikstil: er möchte Freiburgs Kommunalpolitik in Zukunft transparenter und partizipativer gestalten, mehr Bürgerbeteiligung ermöglichen und mit Initiativen und Interessensverbänden gemeinsam an Lösungen arbeiten. Wie alle Kandidaten hält auch er den mangelnden Wohnraum für eines der dringendsten Probleme Freiburgs. Um dem zu begegnen hält er eine stärkere Einmischung der Stadt im Wohnungsmarkt für nötig, will Leerstände effektiv nutzen und die Freiburger Stadtbau weg von ihrem gewinnorientierten hin zu einem sozialeren Kurs führen. Als dritten Kernpunkt möchte Martin Horn Freiburg digital voranbringen, das schließt beispielsweise den Ausbau schnellen Internets sowie die Einführung digitaler Bürgerservices ein. Neben diesen zentralen Punkten seines Programms spricht sich der parteilose Kandidat aber beispielsweise auch klar für ein lebendiges Nachtleben in der Innenstadt aus und lehnt Sperrstunden für Diskotheken und Bars ausdrücklich ab.

Für den 33-Jährigen ist die Bürgerbeteiligung das zentrale Element seiner Arbeit. Statt starrer Konzepte will er seine Ideen mit den Bürgern zusammen weiterentwickeln. Für Martin Horn gilt „gemeinsam gestalten statt einsam verwalten“. Was er sonst noch so vorhat, um den amtierende OB, Dieter Salomon, zu schlagen, das erfahrt ihr hier bei uns im Interview.

Alter: 33 Jahre alt

Aufgewachsen: Annweiler am Trifels (Pfalz)

Wohnort: Sindelfingen/ Freiburg

Ausbildung: Bachelor in „Internationale Soziale Arbeit“, Master in „European and World Politics“

Beruf: Europa- und Entwicklungskoordinator der Stadt Sindelfingen, Dozent an Evangelischer Hochschule Ludwigsburg

Unterstützt von: SPD, aber überparteilich

Dieter Salomon – Der Amtsinhaber

„Never change a winning Team!“ – So oder so ähnlich ließe sich die Kandidatur von Dieter Salomon wohl aus Sicht seiner Unterstützer*innen zusammenfassen.
Seit der amtierende Oberbürgermeister in relativ schmucklosem Rahmen erklärte, er wolle für eine dritte Amtszeit kandidieren, ist weniger sein Konzept für die Zukunft der Stadt das bestimmende Thema sondern die zwei zurückliegenden Amtszeiten.

Salomon, der für die Grünen ins Rennen geht, verweist stets auf seine Erfolge bei den Themen Wohnen, Infrastruktur oder Integration. Einen Wandel müsse man nicht erzwingen, Stabilität sei das, was sich die meisten Freiburger*innen wünschen, zudem sei man ja erfolgreich. Entsprechend staatsmännisch führt der gebürtige Australier seinen Wahlkampf. Die Geschicke der Stadt stünden über einer Auseinandersetzung mit seinen Mitbewerber*innen. Das kann man als verantwortliches Handeln eines amtierenden Oberbürgermeisters auslegen. Viele kritisieren jedoch, dass sich Salomon selten, und wenn, dann auch nur unwillig, dem Wahlkampf stellt. Manche sehen in seinem Handeln eine „Arroganz der Macht“, schließlich gilt es als wahrscheinlich, dass Salomon wieder von der Mehrheit der Wähler*innen das Vertrauen erhält. Ausgemacht ist das jedoch nicht. Und so zeugt Dieter Salomons Siegessicherheit entweder von seiner ganz besonderen Kenntnis unserer Stadt oder vom sprichwörtlichen Hochmut, der einen ganz realen Fall nach sich ziehen könnte.

Der amtierende Oberbürgermeister, Dieter Salomon, ist seit 16 Jahren im Amt. Seiner Meinung nach reicht es, bereits begonnenes fortzuführen. „Völlig neu“ soll nichts mehr werden. Im Interview erfahrt ihr, wieso kostenloser ÖPNV seiner Meinung nach nicht realisierbar ist und wieso er sich selbst nicht als „schwarzgrün“ sieht.

Alter: 57 Jahre alt

Wo aufgewachsen: geboren in Melbourne, Kindheit in Missen im Allgäu

Wohnort: Freiburg im Breisgau

Ausbildung: Studium der Politik- und Finanzwissenschaften sowie der französischen Literatur an der Uni in Freiburg

Beruf: Oberbürgermeister

Parteizugehörigkeit/ Unterstützt von: Bündnis 90/ Die Grünen, Grüne Jugend Freiburg

60 Sekunden um das Wort “liberal” zu erklären, 30 Sekunden um zu entscheiden wie 100.000 Euro investiert werden sollen und Ja oder Nein: Soll Cannabis legalisiert werden? Mit diesen und vielen anderen Fragen wurden fünf der OB-Kandidierenden im ArTiK am 10.4.2018 gegrillt. uniCROSS hat Eindrücke von der Veranstaltung eingefangen.
Die gesamte Veranstaltung findet ihr hier.

Ein Crossmedia-Projekt von Studierenden der crossmedialen Ausbildungsredaktion uniCROSS am Medienzentrum der Universitätsbibliothek Freiburg.
In Kooperation mit dem Jugendkulturzentrum ArTik.

Annika Lorenz

Annika Lorenz

Projektleitung

Maximilian Heß

Maximilian Heß

Projektleitung

Zusammen mit:

Matej Snethlage, Thomas Hermanns, Paulina Flad, Annika Schubert, Melina Lang, Leonie Schulte, Ilyas Buss, Julia Nestlen, Andreas Huth, Sebastian Sütterlin, Jaron Müller, Markus Wichmann, Sarah Metzger, Florent Gallet, Sarah Ziegler, Robert Wolf, Sebastian Müller-Runte, Johanna Skowronski, Martin Hübner

Koordination:
Wolfgang Krause

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